Literatur

Bálint Balassa Die ersten Literaturzeugnisse in der Volkssprache sind eine Totenrede (um 1200) und eine Marienklage (um 1300).

Seit der Reformation fand die Volkssprache einen Aufschwung (ungarische Bibelübersetzung), besonders in der Lyrik des Bálint Balassa (1551–1594) und der polemischen Prosa des Kardinals Pázmány. Miklós Zrinyi (1620–1664) dichtete das Nationalepos „Die Belagerung von Szigetvár“ (1651).

Anschluss an die westeuropäische Kultur fand die ungarische Literatur besonders seit der Französischen Revolution durch die Vermittlung Bessenyeis in der klassisch orientierten französischen Schule (Kazinczy, Kölcsey, Berzsenyi). Dagegen standen bald volkstümliche (Csokonai Vitéz) und national-romantische Bestrebungen (Brüder Kisfaludy, Katona), die im Schaffen von Vörösmarty und der jüngeren Generation von Petöfi und Arany gipfelten.

Zwischen Romantik und Realismus standen die großen ungarischen Erzähler Jósika, J. Eötvös, Kemény, Jókai, M. Tompa, Gárdonyi, Mikszáth und Herczeg. Madách schuf mit der „Tragödie des Menschen“ (1862) ein gewaltiges geschichtsphilosophisches Drama.

Gegen die folgende konventionelle Schriftstellerei lehnten sich Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Dichter um die Zeitschrift „Nyugat“ (Der Westen) auf, besonders die Lyriker Ady, Babits, Kosztolányi und der naturalistische Erzähler Móricz. Den unteren Volksschichten wandten sich D. Szabó, L. Nagy (1883–1954), Németh und Tamási zu.

Im Ausland besonders bekannt wurden die Dramen Molnárs und die Romane Harsányis. Zahlreiche ungarische Schriftsteller emigrierten nach der kommunistischen Machtergreifung, andere übernahmen die marxistische Fragestellung, ohne ihre schöpferische Eigenständigkeit aufzugeben. Ungarische Schriftsteller waren mit führend am Aufstand von 1956 beteiligt.

Ungarn war das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 1999, erlebte aber schon seit dem Niedergang des kommunistischen Regimes Anfang der 1990er Jahre einen Aufschwung, insbesondere durch Romane, Erzählungen und geschichtliche Werke, von denen viele ins Deutsche und andere Sprachen übersetzt wurden.